Dass mitunter nicht genügend warmes Wasser aus der Wand kommt, kennt man mitunter von zuhause, und es kann auch in Hotels dazu kommen. Oder die Temperatur schwankt. Andere stören sich an den klassischen Türklinken mit noch echten Schlüsseln - für alle diese Leute empfiehlt es sich, besser doch daheim zu bleiben. Wer an Land und Leuten Interesse hat, kann mit solchen Dingen irgendwie doch noch leben, und wenn es eine kleine Havarie gibt und man sich darum kümmert: Was will man mehr!
Unser heimlicher Favorit trotz gerade einmal drei Sternen war das White Sands Hotel in Ballyheigue, das am windumtosten Strand lag und sich durch Charme, viele gemütliche Ecken, ausgesprochen nettes und fürsorgliches Personal sowie viele kleine Räumlichkeiten mit Kaminfeuer auszeichneten. Da war es uns auch völlig egal, dass die Zimmeraussicht auf ein Dach des Innenhofs ging: Hier hätten wir auch gern noch länger bleiben wollen!
Von Ballyheigue aus starteten wir am vierten Tag zur Ring-of-Kerry-Tour. Damit den Touristen nicht schwindelig wird, wird dieser von Bussen und LKW gegen den Uhrzeigersinn gefahren, und dadurch kam auch die rechte Busreihe in den Genuss, möglichst nah am Meer zu sitzen. Das Wetter schien noch wechselhafter als am Vortag, aber wenn es zu nass wurde, kam die Canon in den Rucksack, und das Smartphone musste sich anstrengen.
Erster Stopp war in Quaibaun, wo es neben dem Red Fox ein Museumsdorf gab, das auf Wunsch besichtigt werden konnte. Die meisten Leute sclichen eher um das Red Fox umher, dessen Besitzer einerseits für seine hohe Toleranz bekannt ist (einer der weingen, die Traveller auf ihrem Grund willkommen heißen) und andererseits wohl den besten Irish Coffee anbieten soll. Glücklicherweise waren wir so früh vor Ort, dass kaum andere Busladungen sich um die Gläser drängelten...
Von dort aus ging es über den River Caragh, die Küste bei Killkeehag, Waterville und das Städtchen Sneem wieder nach Waterville zurück, wo wir uns durch die Gässchen treiben ließen und entdeckten, dass es in einer Supermarktkette eine tolle heiße Theke, sauleckeres Softeis (Hexies Hauptreisegrund...) und sogar einen kleinen, gemütlichen Sitzbereich gab. Den brauchte ich eigentlich gar nicht - so viel Spaß, wie die Plaudereien mit den Leuten dort machten! Waterville war die erste Station, an der ein Transatlantikkabel von Irland nach Amerika gezogen wurde, woran ein eher unspektakuläres Denkmal erinnert. Zu den berühmten Personen, die mit Waterville in Verbindung standen, zählt Charlie Chaplin als Hotelgast; dessen Tochter Geraldine besitzt ein recht schlichtes, weißes, freistehendes Cottage in Ufernähe.
Der Lake Muckross belohnte mit schöner Aussicht, typisch irischer Landschaft und dem Mix aus Wolken und Feldern, die uns immer wieder begleiteten. Ganz in der Nähe leigt Muckross House and Gardens, eine kleine Schloßanlage mit gepflegtem Park und kleinen Überraschungspfaden abseits der üblichen Wege.
Am Freitag ging es dann nach Clonmel zur nächsten Übernachtung. Auf dem Weg dorthin zog es uns über ein (ziemlich leerstehendes) Shopping-Center für einen Toilettenstopp in Killarney nach Kinsale. Wer sich an der Schlacht ums Urinal nicht beteiligen wollte, wurde mit einem schönen Regenbogen belohnt. Kinsale begeisterte durch malerische Gässchen und viele hübsche Lädchen; auch hier trafen wir auf Iren, die in Deutschland gearbeitet haben: Der Verkäufer der Schiebermützen und der Strickjacke arbeitete 35 Jahre als Zimmermann in der Nähe von Stuttgart und hilft nun seiner Frau im Lädchen.
Nach dem Abschied von Kinsale fuhren wir in Irlands zweitgrößte Stadt Cork. Nach dem malerischen Kilcolgan war Cork doch eine ganz andere Stadt, und wie sehr uns die Beschaulichkeit der kleineren Ortschaften ans Herz gewachsen war, wurde uns erst jetzt so richtig bewusst. Eine Sehenswürdigkeit ist der englische Markt, der sich in einer recht schlichten Markthalle befindet und alles bietet, was der Mensch zum Leben braucht, ohne in den Luxus zu schwappen, wie es z.B. im KaDeWe der Fall ist. Hier kaufen normale Iren ihre Meeresfrüchte, naschen Eis oder genießen ihren Kaffee in der ersten Etage.