Nach nur einer Nacht in Clonmel (was an der Tourplanung, aber sicher nicht am Hotel lag - auch hier alles ganz wunderbar und freundlich!) zog es uns in Richtung Dublin. Auf dem Weg dorthin legten wir die erste Sightseeing-Pause in Jerpoint Park ein. Dort hatte sich ein Farmerpaar vor Jahren eine Farm gekauft, um aus dem Ruhestand ins aktive Leben zurückzukehren. Allerdings haben sie erst nach dem Kauf erfahren, dass sie Besitzer einer der ältesten Siedlungen Irlands geworden sind, und das, was sie für ein kleines Wäldchen hielten, in Wirklichkeit eine Kirchenruine war. Dank Bodenradaruntersuchungen zeigte sich das Ausmaß der Ansiedlung, und um das Ganze ohne staatliche Unterstützung unterhalten zu können, ist daraus ein kleines Museum geworden, das vom Farmerpaar liebevoll betreut wird. Zum Abschluss gibt es Tee und Kaffee sowie hausgemachte Scones mit Cloth und Jam, und wer möchte, kann Marmelade und niedliche Tierfiguren als Andenken erwerben. Damit Haus, Hof, Gästefüße und Busse bei dem ewig nassen Wetter und dem als Weide genutztem Gelände nicht zu sehr leiden, wurde der "Club der roten Schuhüberzieher" ins Leben gerufen.
Unser darauffolgender Stop war am Castle of Butlers, einem aus normannischer Zeit stammenden Schloß in Kilkenny. Von dort aus erkundeten wir Kilkennys Gässchen und Straßen auf eigene Faust, entdeckten schöne Souvenir- und Geschenkelädchen, die Überreste der einstigen Kilkenny-Brauerei und vieles mehr. Einmal mehr freuten wir uns, stellenweise fast allein unterwegs zu sein, denn wenn an den Sehenswürdigkeiten z.B. des Rings of Kerry eine Busladung Touristen zehn Minuten Zeit für einen Fotostopp hat, dauert es mindestens zwölf Minuten, bis der Bus leer ist, weil diejenigen, die als erstes losstürzen, erst einmal gefühlte Stunden in der Gepäckablage ihre Sachen zusammensuchen. Würde man die startbereiten Leute flink mal vorbeilassen, wäre man genauso schnell draußen und müsste sich auch nicht dem ungeduldigen Drängeln fügen, das man als "Verkehrshindernis" automatisch erzeugt. Aber wie heißt es doch so schön: Brot für die Welt, den Kuchen für sich...
Zum Abschluß des Kikenny-Besuches entdeckten wir im Kunst- und Design-Store noch die so genannten Worrystones, die als typisch irisch gelten. Der damit in Verbindung stehende Text findet sich ganz unten nach den Fotos. Worrystone heißt übersetzt Sorgenstein; dieser wirkt nur, sofern er verschenkt wurde. Er soll dem Beschenkten, wenn sie zu groß werden, die Sorgen nehmen, indem diese in der kleinen Kuhle versenkt werden. Getreu dem Motto der Iren "It could be worse" - es könnte schlimmer kommen...
Am Abend erreichten wir dann unser Hotel in Dublin, das vor Leben pulsierte: Neben ein paar Millionen Touristen fand an diesem Wochenende eine Tap Dance-Meisterschaft statt, und das Hotel war voller Tänzerinnen und Tänzern samt Begleitmannschaft, die um Pokale und Plätze tanzten.
Sonntag war unser Dublin-Tag. Die Hauptstadt Irlands wirkt zu den anderen Orten sehr gegensätzlich. Einerseits durch seine Urbanität und sein pulsierendes Leben, andererseits gibt es in Dublin im Gegensatz zu den anderen besuchten Orten viele schmuddelig wirkende bis verwahrloste Ecken. Beim irischen Wetter müssen Häuser und Gebäude mehr aushalten als anderswo; auch sind Bauweise und Innenraumgestaltung eben anders als gewohnt. Trotz der Andersartigkeit wirkte es in den ersten Wochentagen so, als ob sich die Menschen trotzdem im Rahmen ihrer Möglichkeiten kümmern, was in Dublin ausgesprochen vielschichtig anders erlebt wurde. Dort scheinen "Boomtown" und das "auf-der-Strecke-bleiben" von Teilen der Gesellschaft spürbar näher bei einander zu liegen...
Was sich zunächst auf der - von Stefan gut gemachten - Stadtrundfahrt zeigte, setzte sich später beim Streetlife fort. Dennoch ist auch Dublin ein Ort, wo es Spaß machen kann, einfach mal die Augen umherschweifen zu lassen, die Menschen zu beobachten und die Eindrücke in sich aufzunehmen. Am Ende sind wir mit unserer "Wanderung" zwischen Guiness-Brauerei und Samuel-Becket-Bridge sowie ILAC-Shopping-Centre und Liberties College ziemlich nah an die 20 Kilometer gekommen.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Du bist gesund, oder Du bist krank. Bist Du gesund, brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Bist Du jedoch krank, gibt es wieder zwei Möglichkeiten: Entweder wirst Du gesund, oder Du stirbst. Wirst Du gesund, kein Grund zur Sorge. Stirbst Du aber, so gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: Entweder es geht rauf, oder es geht runter. Kommst Du in den Himmel, dann brauchst Du Dich nie mehr zu sorgen. Kommst Du aber in die Hölle, dann bist Du so beschäftigt mit Händeschütteln alter Freunde, dass Du gar keine Zeit hast, Dich zu sorgen!